Abschied nach 43 Jahren DRK

Rita Funk ist Zeitzeugin der letzten 43 Jahre Berliner Rotes Kreuz. Sie hat Stellenabbau durch Umstrukturierung und Insolvenz des DRK Landesverbandes Berliner Rotes Kreuz miterlebt, die Mauerzeit, den Mauerfall, den Neubeginn. Heute, am 10. Dezember 2015, verabschiedet sie sich nach 43 Arbeitsjahren von ihren Kollegen und geht in den Ruhestand.
Mit Schreibmaschine und Wählscheibentelefon
Am 2. Mai 1972 ist Rita Funks erster Arbeitstag als Verwaltungsangestellte im ehemaligen Zentraleinkauf des DRK Landesverbandes Berliner Rotes Kreuz. Damals ist die ausgebildete Bürogehilfin 19 Jahre. Die Stellenausschreibung hat sie in einem Inserat der Berliner Morgenpost gelesen.
In ihrem ersten Büro in der Bundesallee 73 sitzt sie vor einer mechanischen Schreibmaschine zwischen Blaupapier, Büromaterial und Toilettenpapierrollen. „So war das damals“, erzählt Rita Funk. Gern erinnert sie sich an ihr schwarzes Telefon mit Wählscheibe. Und an ihren ersten Arbeitstag. Denn da lernt sie Marlies Bruske kennen, die wie sie heute noch beim Berliner Roten Kreuz arbeitet. Seither sind sie beste Freundinnen.
An einen Wehmutstropfen aus dieser Zeit entsinnt sich Rita Funk: Ihr damaliger Chef Herr Hofmann habe jungen Mitarbeitern mit wenig Erfahrung das Leben schwer gemacht. Doch Rita Funk nimmt das sportlich und wächst an ihren Aufgaben.
Seit 1987 beim DRK Rettungsdienst
Nachdem Rita Funk fünfzehn Jahre in der Zentralverwaltung gearbeitet hat, wird diese abgeschafft. Und damit ihre Stelle. Rita Funk hat Glück und bekommt zeitgleich eine Stelle beim DRK Rettungsdienst, für den sie seitdem arbeitet. Sie zieht in ein Büro im Nachbarhaus und kümmert sich fortan um Personalangelegenheiten und Rechnungen, erledigt den Schriftverkehr und führt das Kassenbuch. Sie hält Kontakt zu den Berliner DRK Rettungswachen. Von Transporten und Unfällen erfährt sie aus Abrechnungen und Protokollen, die alle über ihren Tisch gehen. Rita Funk ist die rechte und linke Hand ihres gegenwärtigen Chefs Heiko Jünger, dem Leiter der DRK Rettungsdienst Berlin gGmbH.
Damals und heute
Rita Funk ist der soziale Kontakt zu ihren Kollegen wichtig. Da habe sich in 43 Jahren einiges geändert. Früher hatten die Kollegen oft persönlichen Kontakt. Der fehle heute, so Rita Funk. Heute gehe es hektischer zu. Damals konnte sie jedem Kollegen ein Gesicht zuordnen. Heute kenne sie neue Kollegen nicht. Und das obwohl die Kollegen heute im Gegensatz zu früher im Haus herumgeführt und vorgestellt werden.
„Jeder Tag ist Wochenende“
So stellt sie sich ihren Ruhestand vor: „Ich stehe eine Stunde später auf als sonst, gehe zu meiner 84jährigen Mutter, die zwei Häuser weiter wohnt, und helfe ihr im Haushalt.“ Rita Funk möchte alles langsamer und ruhiger angehen lassen. „Die Wochentage sind dann wie Wochenende.“ Vermissen werde sie den Austausch mit den Kollegen. „Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge.“ Wenn sie sich neu sortiert hat, möchte sie auf 450-Euro-Basis ihre Rente aufbessern.
Heute reicht sie das Zepter an ihre junge Kollegin Sarah Göritz weiter. Stellvertretend für alle Kolleginnen und Kollegen, die Rita Funk kennen, dankt ihr Heiko Jünger für die jahrelange zuverlässige Arbeit und würdigt ihr Tun als einen Baustein im Zeichen der Menschlichkeit.
Text und Foto: Anja Höfer