Komplexe Lagen unter Präsenz von chemischen Gefahrstoffen waren das Thema einer großangelegten Übung von CBRN-Einheiten der DRK-Kreisverbände Wedding/Prenzlauer Berg und Tempelhof/Kreuzberg zusammen mit dem Technischen Hilfswerk (THW) am 24. September 2016. Die Spezialisten für chemische, biologische, radioaktive und nukleare Gefahrstoffe übten dabei die Bergung von Personen unter Vollschutz. Unterstützt wurden sie von Sanitätseinheiten aus dem DRK-Kreisverband City e.V., welche die Versorgung der geretteten Darsteller übernahmen.
Die Übung fand in zwei Teilen statt. Im ersten Szenario in der U-Bahn-Übungsanlage der Berliner Verkehrsbetriebe am U-Bahnhof Jungfernheide wurde angenommen, dass in einem U-Bahnzug eine unbekannte chemische Substanz ausgebracht worden war. Verletzte Personen, die unter anderem über Reizungen in den Augen und Atemwegen klagten, befanden sich noch in dem im Tunnel stehengebliebenen U-Bahnzug. Hier war es zunächst Aufgabe von zwei CBRN-Erkundungstrupps, den Schadstoff und seine Ausbreitung zu bestimmen. Dazu wurde ein Ionenmobilitätsspektrometer (IMS) eingesetzt, welches bestimmte Schadstoffe in der Luft identifizieren kann. Weiterhin wurden Proben genommen, die im Ernstfall einem Fachlabor zugeführt würden. Bei der Durchführung der Erkundung fanden die Trupps mehrere Verletzte vor, woraufhin zwei Bergungsgruppen des THW zum Einsatz kamen. Diese retteten die dargestellten Verletzten unter Atem- und Körperschutzausrüstung aus dem Zug und brachten sie zum Bahnsteig. Dort wurden die Verletzten an die Sanitätskräfte übergeben, welche die weitere Versorgung übernahmen. Anspruchsvoll bei dieser Übung war die sachgerechte Zusammenarbeit der einzelnen Fachdienste und die Tatsache, dass die Mehrzahl der Einsatzkräfte unter Atem- und Körperschutz arbeitete.
Der zweite Teil der Übung fand in der Atemschutzübungsanlage der Berliner Polizei auf dem Übungsgelände in der Pionierstraße statt. In einem ähnlichen Szenario, befanden sich mehrere unbekannte ausgasende Schadstoffe in einem Kellerlabor. Schwierigkeit hier war die Annahme, dass durch eine Explosion die regulären Zugangswege versperrt sind und die Einsatzkräfte die Einsatzstelle nur nach dem durchkriechen verschiedener Kanalrohre und einem Teil der Atemschutzübungsanlage erreichen konnten. Auch hier wurde zunächst ein CBRN-Erkundungstrupp eingesetzt, um die Schadstoffe und deren Ausbreitung zu erkunden. Dieser fand zunächst mehrere Verletze vor, so dass Bergungstrupps des THW zur Personenrettung eingesetzt wurden. Da es dem ersten Erkundungstrupp unter diesen Bedingungen und mit dem in den Atemgeräten begrenzten Luftvorrat nicht gelang, die Schadensstelle zu erreichen, musste ein zweiter Trupp in den Einsatz gebracht werden, der dann letztlich die notwendigen Proben des Schadstoffes nehmen konnte. Hauptübungsziel war hier die Koordination zwischen den beiden eingesetzten Erkundungstrupps. In solchen komplexen Lagen, kann es immer wieder vorkommen, dass der erste Trupp das eigentlich Einsatzziel nicht erreichen kann, da er aufgrund der unbekannten und körperlich fordernden Umgebung und der zu befördernden Ausrüstung insgesamt einen hohen Atemluftverbrauch hat. Daher ist es besonders wichtig eine saubere Übergabe zum folgenden Trupp zu organisieren, der dann – auf dem vom ersten Trupp vorbereiteten Weg – die eigentliche Einsatzaufgabe beenden kann. Währenddessen, konnten die eingesetzten Bergungstrupps des THW die Verletzten erfolgreich retten und aus dem Gebäude bringen. Um alle eingesetzten Kräfte nach erfolgtem Einsatz im kontaminierten Bereich fachgerecht reinigen zu können, wurde durch die Dekontaminationsgruppe eine Dekontaminationstelle für Personen (Dekon-P) errichtet.
Text: Timur Flissikowski
Fotos: Daniel Nitschke, DRK-Kreisverband Tempelhof/Kreuzberg e.V.
Fotos: Daniel Nitschke, DRK-Kreisverband Tempelhof/Kreuzberg e.V.