SEG-Einsatz in der Notunterkunft für asylsuchende Menschen in Grünau

Fotos: DRK Kreisverband Müggelspree
Die Stadt Berlin befindet sich in der größten Flüchtlingswelle seit 10 Jahren. Jeden Tag kommt eine Vielzahl neuer Asylbewerber in der Hauptstadt an. Daher sah sich das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) im Frühherbst der dringenden Aufgabe gegenüber, so schnell wie möglich an weiteren Standorten Notunterkünfte zu eröffnen, um die bereits vorhandenen zu entlasten. Das Amt trat in seiner Aufgabe auch an verschiedene gemeinnützige Organisationen heran und bat sie um Unterstützung. Der Kreisverband Müggelspree des Deutschen Roten Kreuzes erklärte sich bereit eine geplante Unterkunft am S-Bahnhof Grünau für einige Zeit, bis ein gewerblicher Betreiber gefunden wurde, zu betreuen.

Mit der Hilfe der Schnelleinsatzgruppen des DRK Kreisverbandes Müggelspree e.V. wurde die Notunterkunft eingerichtet und für zwei Wochen betrieben. Der Kreisverband verfügt über zwei sogenannte SEG´n (Schnelleinsatzgruppen Betreuungsdienst). Diese sind für die Betreuung und Unterbringung von Bürgern, die durch eine plötzliche Katastrophe obdachlos wurden, ausgebildet und ausgestattet. Bei der Betreibung der Notunterkunft am Standort Grünau hatten die Ehrenamtlichen nun die Möglichkeit ihr Wissen über einen längeren Zeitraum in der Realität zu erproben. In den zwei Wochen, bis das LAGeSo einen wirtschaftlichen Betreiber finden konnte, wurden täglich bis zu 105 Flüchtlinge von den Ehrenamtlichen aufgenommen und versorgt.

Die Flüchtlinge, die zum Großteil vom Balkan kamen, aber auch aus Tschetschenien, Russland oder Afghanistan, suchten auf Weisung des Amtes die Unterkunft auf. Ihnen wurde ein Bett und Verpflegung zur Verfügung gestellt. Die Ehrenamtlichen, jeweils vier Personen bei einem 2-Schichtsystem, bereiteten bis zu vier Mahlzeiten am Tag für die Bewohner zu, bezogen Betten, boten einen Fahrdienst an und stellten eine Erste-Hilfe-Station bereit. Sie fuhren einkaufen und holten warme Mahlzeiten von der Kantine des Klärwerks Waßmannsdorf ab, die sich für die Zubereitung des Mittagessens bereiterklärt hatte. Einmal am Tag kam eine Wäscherei vorbei und brauchte neue Bettbezüge und nahm die benutzten mit. Täglich mussten die sanitären Anlagen gereinigt werden. Viel Arbeit, so wurde dem 2-Schicht-System bald eine dritte Schicht zur Unterstützung hinzugefügt. Insgesamt leisteten 67 Helferinnen und Helfer unseres Kreisverbandes 1.784,5 Einsatzstunden.

Die meisten der neuen Bewohner blieben nur ein oder zwei Tage, bis ihnen ein neuer Standort zugewiesen wurde. So bekamen die Ehrenamtlichen es jeden Tag mit neuen Gesichtern zu tun. Aber nicht nur die große Durchlaufrate und die Sprachbarrieren stellten die Ehrenamtlichen vor eine ungewohnte Aufgabe. So mussten sie sich auch an die vielen kulturellen Unterschiede gewöhnen. Der Klassiker der deutschen Gruppenversorgung, Nudeln mit Tomatensoße, kam bei den ersten Bewohnern nicht gut an. Auch das Schwarzbrot wurde verschmäht. Aber man stellte sich auf die Essensgewohnheiten ein und bot mehr Weizenbrot und Gerichte ohne Schweinefleisch an.

Alex Triebel von der Bereitschaft Neukölln war fast täglich in Grünau anzutreffen und leitete die Tagschicht, in den Nächten waren Markus Neuhaus und Torsten Risse von der Bereitschaft Lichtenberg ein fester Bestandteil der Personalplanung. Alexander Triebel hat die zwei Wochen Dauereinsatz in guter Erinnerung: „Es war eine spannende Erfahrung. Nach dem anfänglichen Chaos, hatten wir bald ein funktionierendes System gefunden und konnten unser Wissen mal über einen längeren Zeitraum anwenden. Es hat Spaß gemacht!“. Die Menschen haben sich gefreut über die Verpflegung und die Betten, berichtet er. Viele Flüchtlinge waren von der langen Reise gezeichnet und seien nach der Ankunft einfach sofort eingeschlafen. Insgesamt stellten die Bereitschaften gut 120 Feldbetten und 325 Decken zur Verfügung. Alex Triebel kann von keinen negativen Ereignissen in den zwei Wochen berichten. Er freut sich allerdings, dass der reibungsfreie Einsatz mit viel Arbeit, aber auch viel Mehrgewinn für alle Ehrenamtlichen nach zwei Wochen zu Ende ging.