Behandeln unter Extrembedingungen
Mit vier Paar Schutzhandschuhen übereinander einen Zugang legen, mit Atemschutzmaske Blutdruck messen oder einen Schlauch in die Luftröhre einführen, damit Luft in die Lungen gelangt (intubieren). – Das trainieren angehende Leitende Notärzte am Mittwoch, 24. Juni 2015, in einer witterungsunabhängigen Fahrzeughalle der DRK Bereitschaft Prenzlauer Berg.
In der sogenannten Dekontaminationsübung lernen Ärzte wie sie Verletzte, die mit atomaren, biologischen oder chemischen Gefahrstoffen (ABC) in Kontakt gekommen sind, behandeln können, ohne sich dabei selbst zu gefährden. Dabei wird ihnen auch demonstriert, wie die Verletzten fachgerecht von den Gefahrstoffen befreit werden.
Der Fachberater für ABC Abwehr des DRK Ausbildungscentrums Berlin, Dr. Timur Flissikowski, zeigt den Ärzten außerdem wie sie Schutzanzug, Atemschutzmaske und Schutzhandschuhe korrekt an- und ausziehen. Und erklärt: „An der Patientensammelstelle vor der sogenannten Dekontaminationsstelle müssen bereits erste ärztliche Maßnahmen in Schutzkleidung durchgeführt werden, um die ankommenden Patienten zu stabilisieren.“ Erst danach können die Patienten in mehreren Schritten dekontaminiert werden.
Bei dieser Arbeit stößt man schnell an seine Grenzen: Im Schutzanzug entwickeln sich innerhalb kürzester Zeit hohe Temperaturen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Ärzte durch die Atemschutzmaske abgeschirmt sind, in der außerordentlich dicken Schutzkleidung kein Gefühl haben und gleichzeitig hochkonzentriert mit Fingerspitzengefühl Intubationen oder Venenpunktionen durchführen müssen. „Eine Behandlung unter diesen Extrembedingungen grenzt gewissermaßen an Hochleistungssport“, erklärt Dr. Timur Flissikowski.
Die Dekontaminationsübung ist Bestandteil eines fünftägigen Qualifikationsseminars zum Leitenden Notarzt der Rettungsdienstschule NAW Berlin. Abschließend trainieren die Notärzte am Samstag, 27. Juni 2015, noch einmal: Einen Großeinsatz, den das DRK Ausbildungscentrum Berlin organisiert.
Text: Anja Höfer
Fotos: Sascha Joschko