Ramadan in Flüchtlingsunterkünften
Das Fasten im Ramadan ist eine der fünf Säulen im Islam. Deshalb ist der Fastenmonat für die weltweit ca. 1,5 Milliarden Muslime der wichtigste Monat im Jahr. In dieser spirituellen Zeit des Fastens und nächtlichen Feierns spielt die Familie eine wichtige Rolle. Deshalb sind die kommenden Wochen für viele Muslime in den Berliner Notunterkünften eine besonders schwere Zeit. Weit weg von ihren Angehörigen und Familien - oft im Ungewissen, wie es ihnen geht - werden sie den Ramadan in einer fremden Stadt mit fremden Menschen feiern.
Auch wenn es nicht einfach ist, dieses wichtige islamische Fest in Notunterkünften zu organisieren, setzen die Mitarbeiter der DRK-Notunterkünfte alles daran, um den Bewohnern der Unterkünfte eine schöne Zeit zu ermöglichen. So werden ab dem 6. Juni 2016, dem diesjährigen Beginn des Ramadans in Deutschland, Lunchpakete für die Nacht verteilt und das Essen zwischen 21 Uhr und 23 Uhr ausgegeben. Damit dann alles reibungslos verlaufen kann, werden z.B. in der DRK-Unterkunft in der Stresemannstraße fünf Bewohnerinnen das Team bei der abendlichen Essensausgabe unterstützen. Für das gemeinsame Beten werden die Gemeinschaftsräume für die Gläubigen extra offengehalten. Anders als es sonst üblich ist, werden hier die Gläubigen nicht nach Geschlechtern getrennt beten, sondern Frauen und Männer gemeinsam. Darauf haben sich die Bewohner im Vorfeld geeinigt.
In Berlin leben im Bundesvergleich die meisten Muslime. Deshalb finden hier seit vielen Jahren „Die Nächte des Ramadan“ statt. Höhepunkt dieses Jahres ist die Veranstaltungsreihe „...wie im Film?! Muslimische Vielfalt in Berlin“, die mit Filmen und Gesprächen die Facetten muslimischer Vielfalt und des Zusammenlebens in Berlin beleuchtet.
Wissenswertes zum Ramadan
Jeder Gläubige Muslim sollte während des Fastenmonats zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang weder essen noch trinken - ausgenommen sind davon nur Kinder und Alte sowie Kranke, Schwangere und Reisende. Letztere sollten allerdings die versäumten Tage nach Wegfall der Gründe nachholen. Außerdem sind die Fastenden aufgerufen, sich moralisch einwandfrei zu verhalten: Lügen und Fluchen sowie Rauchen und andere Laster sollten unterbleiben.
Mit Sonnenuntergang dürfen die Muslime das Fasten brechen - nach alter Tradition wird zuerst eine Dattel gegessen. "Und esst und trinkt, bis ihr in der Morgendämmerung einen weißen von einem schwarzen Faden unterscheiden könnt. Hierauf haltet das Fasten durch bis zur Nacht! ...", heißt es dazu im Koran. Der Ramadan gilt im Islam als ein Monat, in dem Gott zu den Menschen spricht. Deshalb spielen die Gebete am Morgen und am Abend während dieser Woche auch eine zentrale Rolle.
Da sich der islamische Kalender nach dem Mond richtet, wandert der Ramadan im gregorianischen Kalender jedes Jahr elf Tage nach vorn. Aufgrund der geographischen Lage kann der Beginn und das Ende des Ramadans außerdem um bis zu zwei Tage voneinander abweichen. Vor neun Jahren haben sich die muslimischen Verbände in Deutschland auf eine einheitliche, astronomische Berechnungsmethode geeinigt, um den Beginn und das Ende des Ramadans festzulegen.
Text: Regina Radke-Lottermann
Foto: Anja Höfer