Großübung zur Zusammenarbeit von Hilfsorganisationen und ungebundenen Helfern
Was passiert, wenn bei großen Unwettern oder Naturkatastrophen die Einsatzkräfte nicht ausreichen? Die Erfahrung der letzten Hochwasser hat gezeigt, dass viele Menschen bereit sind, sich freiwillig zu engagieren. Mit der Frage, wie sich diese ungebundenen Helfer in die reguläre Gefahrenabwehr integrieren lässt, beschäftigt sich derzeit das gemeinsame Forschungsprojekt ENSURE von Forschungseinrichtungen und Hilfsorganisationen. Dazu kamen am 8. Oktober 2016 rund 170 Beteiligte, darunter 24 Einsatzkräfte des DRK-Kreisverbands Berlin-Nordost, 26 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr der Berliner Feuerwehr sowie 28 ungebundene Helfer, auf dem Übungsgelände der Polizei in Ruhleben zusammen, um an einer Großübung teilzunehmen. Konkretes Ziel der unter Federführung der Berliner Feuerwehr gemeinsam mit dem DRK organisierten Übung war, die Integration der ungebundenen Helfer durch die Einsatz- und Führungskräfte der Berliner Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes zu erproben und zu trainieren.
Insgesamt zehn verschiedene Szenarien, von der Evakuierung Hilfsbedürftiger aus Häusern über die Verletztenversorgung bis hin zur Rettung von Kulturgütern aus Gefahr, mussten von den Helfern zeitgleich abgearbeitet werden. Nach einer sogenannten Isolationsphase, in der die freiwilligen Helfer sich selbst organisieren mussten, testeten DRK und Feuerwehr unterschiedliche Herangehensweisen für die Integration in die vorhandenen Strukturen. Während die Staffeln der Berliner Feuerwehr die freiwilligen Helfer direkt mit einbanden, bildete das Rote Kreuz einen eigenen Einsatzabschnitt, für den entsprechend geschulte Führungskräfte als Mittler zwischen Helfern und Einsatzkräften bereitgestellt wurden. Die Schulung der Einsatzkräfte wie auch der ungebundenen Helfer war zuvor durch die DRK Ausbildungscentrum Berlin gGmbH, die in dem Projekt für das Arbeitspaket Ausbildungskonzepte für Mithelfer verantwortlich ist, entwickelt worden.
Beobachtet wurde die Übung von Evaluatoren, die genaue Aufzeichnungen vornahmen und die Beteiligten im Anschluss zu ihren persönlichen Erfahrungen befragten. Zudem waren Vertreter des DRK-Generalsekretariats, des DRK-Landesverbands Hessen, des Bayerischen Roten Kreuzes und des Österreichischen Roten Kreuzes vor Ort, um sich selbst ein Bild zu machen.
Im Forschungsprojekt ENSURE, das im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, werden seit 2013 Möglichkeiten der Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern zur Unterstützung der Gefahrenabwehr in Großschadenslagen und Katastrophen untersucht. Neben der Steuerung von unkoordinierten Helferströmen mithilfe einer vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS) entwickelten Smartphone-App liegt dabei ein Forschungsschwerpunkt in der Nutzung von speziellen Fertigkeiten und Fähigkeiten einzelner Bürger. Je nach Kenntnissen und Fähigkeiten können sie die Einsatzkräfte spezifisch unterstützen oder Soforthilfe einleiten, so dass der Zeitraum, in dem sich die Betroffenen bis zur Ankunft der Einsatzkräfte selbst helfen müssen, gerade bei großen Schadensereignissen verkürzt oder zumindest besser überbrückt werden kann.
Text: Joachim Lemmel
Fotos: Dennis Lloyd Brätsch