Kältewelle in Berlin, die Bereitschaft Tempelhof hilft!
Aufgrund der extremen Kälte, welche Anfang Februar 2012 herrschte, häuften sich die Pressemeldungen von beinahe erfrorenen obdachlosen Menschen und sogar von ersten Kältetoten. Der Wärmebus der DRK Kältehilfe des Landesverbandes Berliner Rotes Kreuz e.V. war bereits seit Tagen im Dauereinsatz. Den Helfern der Bereitschaft Tempelhof wurde schnell klar, dass Hilfe erforderlich war. Kurzerhand entschloss man sich dann am Montag, dem 6. Februar, eine Kältehilfsaktion für das Einsatzgebiet Tempelhof/ Kreuzberg zu organisieren, um so den regulären Wärmebus des DRK Landesverbandes zu unterstützen bzw. zu entlasten. Der Plan war, in den Bezirken Tempelhof und Kreuzberg zu erkunden, wo sich obdachlose Menschen aufhielten und bekannte Obdachlosentreffpunkte in diesem Gebiet anzufahren, heißen Tee anzubieten und in Kooperation mit dem DRK-Wärmebus eine geeignete Übernachtungsmöglichkeit zu organisieren.
Noch am selben Abend, als die Entscheidung fiel aktiv zu werden, nahm die Bereitschaft zum DRK Wärmebus-Team Kontakt auf. Die Idee stieß dort auf offene Ohren und man freute sich seitens des Wärmebusses über die Unterstützung. Sofort wurde ein Einsatzfahrzeug der Bereitschaft als Kältehilfsfahrzeug umgerüstet. Ein vierköpfiges Team wurde zusammengestellt und heißer Zitronentee in Thermobehälter abgefüllt. Weiterhin wurde ein Sanitätsrucksack verladen, um auch bei medizinischen Notfällen gewappnet zu sein, eine Liste mit Notübernachtungsmöglichkeiten war ebenfalls mit an Bord. Bestens ausgerüstet startete das Kältehilfsfahrzeug in die erste kalte Nacht.
Nach einer Erkundung des Einsatzgebietes kristallisierten sich schnell Brennpunkte heraus an denen viele Obdachlose anzutreffen waren. So zum Beispiel die U-Bahnhöfe Hallesches Tor und Kottbusser Tor in Kreuzberg. Der angebotene Tee wurde sehr gern angenommen. Die Fragen nach möglichen Schlafplätzen konnten auch dank telefonischer Rücksprache mit dem Wärmebus beantwortet werden. Der heiße Tee und die Vermittlung der Schlafplätze, aber auch einfach ein paar nette Gespräche halfen vielen der Obdachlosen durch die kalte Nacht.
Als das Kältehilfsfahrzeug gegen 23:30 Uhr in den Kreisverband zurück kehrte, sprachen alle Helfer noch einmal über die gesammelten Eindrücke des Abends. Man war sich einig, dass diese Aktion sehr sinnvoll ist und auf jeden Fall während der anhaltenden extremen Kälte aufrecht gehalten werden sollte. Und so wurde ein Dienstplan für die nächsten Tage erstellt, immer mehr Helfer der Bereitschaft meldeten sich freiwillig für den Dienst auf dem Kältehilfsfahrzeug. Die abendlichen Einsätze an den folgenden Tagen waren für viele der beteiligten Helfer eine neue aber durchaus positive Erfahrung. Eine Helferin erzählte, dass sie erstaunt sei darüber, dass man einigen Menschen überhaupt nicht ansieht, dass sie obdachlos sind. Andere Helfer waren erstaunt über die Gelassenheit, mit der viele der Menschen über ihr Schicksal berichteten. Im Laufe der Abende lernte man viele der Menschen näher kennen und erfuhr etwas über ihre Probleme, ihre Ängste aber auch darüber, woran sie Freude haben. Zum Beispiel daran, dass es Menschen wie die Helfer der Bereitschaft Tempelhof gibt, die für sie da sind und ihnen zur Seite stehen, wenn viele andere einfach weg sehen. "Es ist ein schönes Gefühl wenn man einen U-Bahnhof betritt und zwischen den wartenden Fahrgästen taucht ein in Decken gehüllter älterer Mann auf, der plötzlich anfängt zu lächeln, mich mit Namen begrüßt und sofort fragt, ob wir wieder den leckeren heißen Tee dabei haben." sagte ein Helfer.
Aber es wurden auch Kontakte zu anderen Hilfseinrichtungen geknüpft, zum Beispiel das Obdachlosen Cafe in der Gitschiner Str. 15. Diese Einrichtung ist normalerweise nur am Tage eine Anlaufstelle, wo es warmes Essen und Getränke gibt. Aufgrund der extremen Kältewelle wurde aber auch hier ein "Notfahrplan" organisiert. Das Cafe wurde während der Nachtstunden kurzerhand als Übernachtungsquartier umfunktioniert. Dies war nur möglich, weil es auch noch in anderen Hilfsorganisationen Menschen mit ähnlichen Ideen gab wie bei der Bereitschaft Tempelhof, denn diese Übernachtungsstätte wurde durch die Kräfte der Johanniter Unfallhilfe betreut. Auch hier entstanden im Laufe der abendlichen Einsätze viele nette und interessante Kontakte zu den Kollegen.
Die Kältehilfsaktion der Bereitschaft Tempelhof läuft zunächst erst einmal noch bis zum 14.02.2012, da die Temperaturen wieder ansteigen sollen. Aber für die Helfer der Bereitschaft Tempelhof steht fest: Sollte es in den kommenden Tagen noch einmal sehr kalt werden, sind sie wieder Abend für Abend unterwegs um Hilfe zu leisten.
Text: Daniel Nitschke
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