Neue Helden braucht das Land!
… Sie wollen zu den Leuten gehören, die sich im Notfall ins kalte Wasser stürzen, um Menschen aus ernsthafter Lebensgefahr zu retten? Noch wissen Sie nicht, was sie unter Wasser erwartet. Es wird dunkel, kalt und anstrengend. Sie müssen schnell sein und müssen sich beeilen, die verunglückte Person zu finden.
Nach vier Jahren ohne Nachwuchs-Taucher freuen wir uns wieder einen Tauchlehrgang auszurichten! 13 Kameraden aus Berlin und Brandenburg trafen sich mit ihren Ausbildern am vergangenen Wochenende (14./15.11.15) zum ersten Theorieblock.
Ihre Ausbildung ist eine große Herausforderung und verlangt jede Menge Ausdauer und Durchhaltevermögen. Denn Taucher im Rettungsdienst wird man nicht in wenigen Wochen, sondern die Ausbildung dauert ein bis zwei Jahre und ist damit die längste und umfangreichste Ausbildung, die im Ehrenamt der Wasserwacht angeboten wird.
Die Theorie wird zunächst vier Wochenenden in Anspruch nehmen. Dabei stehen folgende Themen auf dem Plan: Physik des Tauchens, medizinische Aspekte, Vorschriften und Rechtsgrundlagen, Gerätekunde sowie Arbeitsabläufe. Am Ende gibt es eine schriftliche Prüfung, die bestanden werden muss, bevor es in die Praxis geht.
Die Praxis besteht dann aus drei Teilen, der Schwimmbadausbildung, dem Landteil und der Freiwasserausbildung. Damit sich alle angehenden Taucher an die Geräte, das Wasser und die Abläufe gewöhnen können, beginnt die Praxisausbildung in der Schwimmhalle. Hier wird ausschließlich mit ABC-Ausrüstung, also mit Maske, Schnorchel und Flossen trainiert, anschließend mit Tauchgerät.
Im Schwimmbecken werden die Grundlagen für folgende Kompetenzen gelegt:
• Wie benutze ich mein Gerät?
• Wie gehe ich damit um, wenn etwas nicht stimmt?
• Wie tariere ich, um nach unten oder oben zu kommen?
• Wie verhalte ich mich in einem Notfall?
Nach Abschluss von Theorie und Training im Schwimmbecken wissen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, was sie erwartet und auf was sie sich einstellen müssen.
Was sie nicht wissen ist, wie es sich anfühlt! Wie es ist, wenn das Wasser kalt ist und man die Hand vor den Augen nicht sehen kann. Wenn man alles gibt, aber die trockene Atemluft das Schlucken schwer macht, der Bleigurt vielleicht schlecht sitzt und die Maske an der Nase scheuert. Wie es ist, wenn man sich wünscht, die Personen endlich zu finden, um sie retten zu können.
Vieles davon werden die angehenden Taucher zwar erst nach ihrer Ausbildung im realen Einsatz erfahren. Doch wie es ist, ins dunkle kalte Wasser zu steigen, erleben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei ihrer Freiwasserausbildung, wenn sie das erste Mal in den Wannsee steigen und auf sich allein gestellt sind. Wer diese Situation meistert, schafft in der Regel auch den Rest der Ausbildung und wird am Ende Taucher im Rettungsdienst der Wasserwacht des Berliner Roten Kreuzes. Bis dahin sind es allerdings noch 50 Unterrichtseinheiten in genau diesem dunklen Wasser.
In dieser Zeit lernen die angehenden Taucher:
• wie sie richtig suchen,
• was zu tun ist, wenn es Probleme gibt,
• wie sie Personen retten,
• wie man ein Auto oder ein Boot zurück an die Wasseroberfläche bringt,
• wie man Stahl unter Wasser sägt oder ein Kreuz aus Holzbalken bastelt.
All das kopfüber! Fünf Meter unter der Oberfläche! Blind!
Aktuelle Berichte und Informationen zum Lehrgang gibt es auf der Facebookseite der Wasserwacht Steglitz-Zehlendorf: (https://goo.gl/y2N0Sq)
Willem Elgeti
Taucheinsatzführer