Vom Notarzt zum Manager
Kommenden Samstag, 27. Juni 2015, trainieren 30 angehende Leitende Notärzte auf einem Gelände nahe der Pionierstraße in Berlin Spandau die medizinische Leitung nach einem Großunglück. Durchgeführt wird das Training, bei dem 150 Einsatzkräfte mitmachen, vom DRK Ausbildungscentrum Berlin.
Gestandene Notärzte, die sich zum Leitenden Notarzt weiter qualifizieren, werden auf Einsätze jenseits des OP-Saales vorbereitet. Bei Bus- oder Zugunfällen beispielsweise ist es ihre Aufgabe, am Unglücksort die Verletzten zu zählen und den Grad der Verletzungen zu beurteilen – lebensbedrohlich, schwer, leicht – sowie die passenden Maßnahmen einzuleiten. Ohne einen Patienten zu behandeln.
„Den Arzt ausschalten und den Manager einschalten, ist mitunter das schwierigste für einen instinktiv auf Soforthilfe gepolten Notarzt“, erklärt der Experte notärztlicher Einsatztaktik Jens-Uwe Retter. Der Landesarzt und Vizepräsident des Berliner Roten Kreuzes leitete die medizinischen Einsätze an der Fanmeile zur Fußballweltmeisterschaft 2014 und der Silvester-Party „Welcome 2015“ am Brandenburger Tor. Am Samstag wird er die Übung aus Sicht eines Leitenden Notarztes überwachen und beurteilen. „Besondere Herausforderung dürfte für die weisungsgewohnten Notärzte werden“, so Jens-Uwe Retter, „sich als Teil des Gesamteinsatzes zu verstehen und an die Anweisungen des Einsatzleiters zu halten.“
Das Training hat einen wertvollen Nebeneffekt: An der Seite der Notärzte trainieren alle am Rettungseinsatz Beteiligten vom Fahrer bis zum Sanitäter sowie das Personal der Katastrophenschutzeinheiten. Jeder kann in seiner Rolle üben und wichtiges Feedback bekommen.
Die Großübung wird von der Landeskatastrophenschutzbeauftragten des DRK Marianne Pohl gesteuert, unterstützt von den Übungsleitern des DRK Ausbildungscentrums und der DRK Einsatzdienste. Die Übung ist der Abschluss eines fünftägigen Qualifikationsseminars zum Leitenden Notarzt der Rettungsdienstschule NAW Berlin.
Text: Anja Höfer
Fotos: Landesverband Berliner Rotes Kreuz e.V.